Für Nensi war ihr Sohn Henry alles. Sie konnte sich ihr Leben ohne ihn nicht vorstellen.
Es sind 23 Jahre vergangen, seit er gegangen ist, und jedes Jahr an seinem Todestag brachte Nensi seinen Lieblingskuchen zum Friedhof, um seiner zu gedenken.
Doch in diesem Jahr geschah etwas Unerwartetes.
Im Alter von 61 Jahren backte Nensi einen Apfel-Zimt-Kuchen und brachte ihn zu Henrys Grab. Der Duft erinnerte sie immer an seine Kindheit und die fröhlichen Momente, die sie zusammen verbracht hatten.
Dieses Ritual war für Nensi eine Möglichkeit, mit dem Verlust umzugehen. Der Schmerz der Trauer ließ sie nie los, aber das Backen brachte ihr Trost.
Als sie am Grab ankam, stellte sie den Kuchen ab und sagte leise, wie sehr sie ihn vermisse. Am nächsten Tag jedoch kam Nensi zurück und entdeckte, dass der Kuchen verschwunden war, daneben lag eine Karte mit der Aufschrift: „Danke“.
In ihr stieg Wut auf. Wer konnte den Kuchen genommen haben? Es war ihr persönliches Ritual, und jetzt hatte es jemand verletzt.
Nensi beschloss herauszufinden, wer es getan hatte. Am nächsten Tag backte sie einen weiteren Kuchen und beschloss, zu beobachten.
Nach einer Weile kam ein kleiner Junge in zerrissenen Kleidern zum Grab. Er kniete nieder, zog die Karte hervor und schrieb wieder „Danke“. Nensi erkannte, dass er kein Dieb war, sondern einfach hungrig.
Als der Junge nach dem Kuchen griff, trat Nensi aus ihrem Versteck. Der Junge erschrak und entschuldigte sich. Nensi ging zu ihm und fragte, wie er hieß. Es war Jimmy.
Sie sagte ihm, dass sie nicht böse sei und dass er, wenn er hungrig sei, nicht stehlen müsse. Jimmy erklärte, wie wenig er gegessen hatte.
Nensi, während sie an Henry dachte, bot dem Jungen an, mit ihr zu kommen, und versprach, einen Kuchen nur für ihn zu backen.
Jimmy zögerte ein wenig, stimmte dann aber zu. Nensi führte ihn zu sich nach Hause, wo sie einen warmen Kuchen zubereitete.
Als das Aroma die Küche erfüllte, schaute Jimmy bewundernd auf den fertigen Kuchen. Er probierte ihn und sagte, dass es der beste Kuchen sei, den er je gegessen habe.
Nensi fühlte eine Ruhe, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Sie erkannte, dass sie jetzt ihre Liebe mit jemandem teilen konnte, der sie brauchte.
Als Jimmy mit einem Lächeln aufblickte, hatte Nensi das Gefühl, einen neuen Weg gefunden zu haben, um Henrys Andenken zu bewahren. Diese unerwartete Verbindung erfüllte ihre Seele mit Wärme und Trost.