Drei Jahre war sie verheiratet, und jede Nacht ging ihr Mann zu seiner Mutter. Eines Tages beschloss sie herauszufinden, warum — und die Wahrheit veränderte für immer ihre Sicht auf die Liebe.

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Als Marisol Diego heiratete, hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben endlich einen Sinn bekommen hatte. Er war ein verlässlicher, guter und ruhiger Mann, auf den sie sich immer verlassen konnte.
Jeden Morgen ging er zur Arbeit, und abends kam er nach Hause — müde, aber stets fürsorglich und aufmerksam.

Doch kurz nach der Hochzeit bemerkte Marisol etwas Seltsames.
Jede Nacht, während sie bereits eingeschlafen war, stand er auf, verließ das Zimmer und ging zum Schlafzimmer seiner Mutter.

Zunächst dachte sie, sie müssten vielleicht etwas besprechen oder dass er ihr einfach half. Doch mit der Zeit wurde es zur Routine.
Es gab keine einzige Nacht, in der es anders war.

— Drei Jahre Ehe — dachte Marisol — und er geht immer noch zu seiner Mutter. Warum?

Sie wollte keinen Streit anfangen, doch innerlich wuchs die Sorge.
Alle um sie herum lobten ihren Mann:
— Du hast einen wunderbaren Ehemann, so fürsorglich!
Und Marisol lächelte nur schwach, unfähig, sich selbst einzugestehen, dass sie Angst und Unsicherheit empfand.

Eines schlaflosen Nachts hielt sie es nicht mehr aus und beschloss, ihm zu folgen.

 

Die Uhr zeigte zwei Uhr morgens. Diego stand leise vom Bett auf und verließ das Zimmer.
Marisol folgte ihm vorsichtig durch den Flur, ohne Lärm zu machen.

Er öffnete die Tür zum Zimmer seiner Mutter und schloss sie hinter sich.

Marisol blieb stehen, legte ihr Ohr an die Tür und hörte die müde, zitternde Stimme von Doña Teresa:

— Mein Sohn, bitte bring mir die Salbe… mein Rücken tut wieder weh.

— Natürlich, Mama — antwortete Diego mit besorgter Stimme.

Vorsichtig öffnete Marisol die Tür einen Spalt und erstarrte.
Diego saß am Bettrand, trug Handschuhe und trug Salbe auf den Rücken seiner Mutter auf.
Die Haut von Doña Teresa war gereizt, und auf ihrem Gesicht spiegelte sich der Schmerz wider.

— Es tut mir leid, Mama, dass ich deinen Schmerz nicht nehmen kann — sagte Diego leise.

— Du bist schon verheiratet, mein Sohn — flüsterte sie. — Ich möchte nicht, dass sich deine Frau wegen mir schlecht fühlt.

— Sie wird es verstehen, Mama — entgegnete er. — Das Wichtigste ist, dass du Erleichterung spürst.

Marisol stand hinter der Tür und konnte ihre Tränen nicht zurückhalten.
All die Jahre hatte sie an ihrem Mann gezweifelt, ohne zu wissen, dass er nachts einfach nur für seine kranke Mutter sorgte und versuchte, ihr Leiden zu lindern.

 

Am nächsten Morgen, als Diego zur Arbeit ging, ging Marisol in die Apotheke.
Sie kaufte eine milde Salbe und saubere Handtücher, dann klopfte sie an die Tür von Doña Teresa.

— Mama — sagte sie leise — lass mich dir helfen. Von heute an werde ich die Salbe auftragen, damit Diego sich etwas ausruhen kann.

Doña Teresa sah sie dankbar und überrascht an.
— Danke, mein Schatz… danke — flüsterte sie.

An diesem Abend schlief Diego zum ersten Mal seit drei Jahren die ganze Nacht neben seiner Frau.
Er nahm ihre Hand und sagte:
— Danke, dass du mich verstanden hast.

— Entschuldige, dass ich es vorher nicht verstanden habe — antwortete Marisol.

Von diesem Tag an bereitete Marisol jeden Abend warmes Wasser vor und half ihrer Schwiegermutter.
Mit der Zeit verbesserte sich Doña Teresas Zustand, und Freude kehrte ins Haus zurück.
Diego, von Schuldgefühlen befreit, wurde ein noch liebevollerer und zärtlicherer Ehemann.

Und Marisol dachte eines Tages:

„Wenn ich ihm in jener Nacht nicht gefolgt wäre, hätte ich niemals erkannt, wie groß das Herz des Mannes ist, den ich gewählt habe.“

Manchmal zeigt sich wahre Liebe nicht in lauten Worten, sondern in leisen Taten.
Wahres Vertrauen beginnt mit Verständnis.

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